Die Hersteller von Batterien sind laut einer europäischen Richtlinie von 2006, die mit dem Batteriegesetz (BattG) seit 2009 in Deutschland umgesetzt wird, dazu verpflichtet, gebrauchte Batterien aus Elektrofahrzeugen zurückzunehmen und umweltfreundlich zu entsorgen. Mercedes-Benz setzt dabei darauf, gebrauchte Batterien zunächst wiederzuverwenden, bevor sie recycelt werden: »Batterienachnutzung im Rahmen von Second-Life-Konzepten ist besser als direktes Recycling, weil sie die Lebensdauer der Batterien verlängert und Ressourcen schont«, so Sebastian Müller, Business Development Manager bei Mercedes-Benz Energy. Als Tochterunternehmen der Mercedes-Benz AG entwickelt das Unternehmen innovative Energiespeicherlösungen und setzt dabei auf die Integration von Fahrzeugbatteriemodulen in Second-Life-Anwendungen und Ersatzteilspeichern.
Das Batteriegesetz (BattG) regelt das Inverkehrbringen, die Rücknahme und die umweltverträgliche Entsorgung von Batterien und Akkumulatoren. Es trat im Jahr 2009 in Kraft und wurde 2021 novelliert (BattG2). Zahlreiche Prozesse und Handhabungen wurden dabei noch grundlegend geändert.
Grundsätzlich können gebrauchte Batterien wieder aufgearbeitet werden und dann einen zweiten automobilen Lebenszyklus durchlaufen oder im Second Life für stationäre Energiespeicherlösungen eingesetzt werden. Am Ende der Lebensdauer einer Batterie steht dann das stoffliche Recycling. Die Entscheidung darüber, welche Marktrückläufer welchen Weg nehmen, wird bei Mercedes-Benz systemgestützt in spezialisierten Konsolidierungszentren getroffen.
Im Rahmen des Innovationslabors Batterie-Logistik haben Sebastian Müller und Franz Mäge, Cluster Leiter Team Data Engineering bei Mercedes-Benz Energy, den Prozess mithilfe intelligenter Algorithmen optimiert. »Noch ist die Zahl der Rückläufer aus dem Markt natürlich überschaubar. Unser Ziel war es jedoch, die notwendigen logistischen Prozesse für die Nachnutzung und Verwertung gebrauchter Batterien mit Blick auf die künftigen Rückläufer so früh wie möglich aufzusetzen. Damit sind wir für die Zukunft vorbereitet«, so Sebastian Müller.
Der Prüf- und Entscheidungsprozess findet nun komplett automatisiert statt. Zuvor mussten die Mitarbeitenden vor Ort die notwendigen Informationen zu jedem Rückläufer teilweise einzeln zusammentragen. Jetzt übernimmt ein komplexer Algorithmus die Entscheidung: Er legt auf der Basis von Daten aus dem Batterie-Management-System, Werkstattdiagnose, Batterie-Cloud und App-Nutzer-Eingaben fest, ob die Batterie in die Kategorie »Weiterverwendung im Fahrzeug«, «Wiederverwendung im 2nd-Life-Speicher« oder »Recycling« fällt.
Mercedes-Benz Energy wurde im Jahr 2016 in Kamenz in Sachsen gegründet und bietet innovative Lösungen im Elektrofahrzeug (EV)-Batteriespeichersegment. Als hundertprozentige Tochter der Mercedes Benz AG und ISO 9001- zertifiziertes Unternehmen erfüllen die Lösungen von Mercedes-Benz Energy höchste Ansprüche an Qualität, Zuverlässigkeit, Sicherheit und Hochverfügbarkeit.
Eine App führt die Mitarbeitenden vor Ort durch den Prozess, der insgesamt nur noch wenige Minuten benötigt: Die Mitarbeitenden öffnen die App auf einem Handy oder Tablet und scannen den Bar- oder QR-Code der Batterie, sodass sämtliche Daten zur Batterie geladen werden. Abhängig von der Übereinstimmung der vorliegenden Daten mit der Datenbank kann es in seltenen Fällen zu einer individuellen Prüfung kommen. Normalerweise jedoch erteilt die App innerhalb von Sekunden eine klare Weisung zum weiteren Vorgehen mit der Batterie.
Neben der Beschleunigung der Prozesse sorgt die Lösung auch für mehr Transparenz: Jede nicht mehr für die Fahrzeuge geeignete Batterie wird erfasst und bewertet und kann so dem bestmöglichen Nachnutzungs- und Verwertungspfad zugeführt werden.
Das Go-live der Lösung fand im März dieses Jahres statt. Sie ist bereits in nahezu allen Zentren von Mercedes-Benz in Deutschland im Einsatz. »Wir freuen uns sehr, dass wir mit unserer Lösung einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen und einen Beitrag zum Klimaschutz und zur Energiewende leisten können«, so Sebastian Müller.