Dipl.-Ing. Frank Bieber ist stellvertretender Bereichsleiter der Technischen Prüfstelle (TP) von VdS Schadenverhütung. Er ist bauaufsichtlich anerkannter Sachverständiger für Feuerlöschanlagen. Neben der strategischen Ausrichtung der TP gehören unter anderem die Mitarbeit an nationalen und internationalen Normen, Anerkennungsverfahren für neue Löschtechniken und Schutzkonzepte sowie die Betreuung von Brandversuchen zu seinem Verantwortungsbereich.
Die fortschreitende Elektromobilität sorgt dafür, dass immer mehr Lithium-Ionen-Batterien für E-Fahrzeuge auf dem Markt sind. Wie beurteilen Sie das Gefahrenpotenzial neuer und gebrauchter Batterien, die in wenigen Jahren ja massenweise auf uns zukommen?
Lithium-Ionen-Batterien für Fahrzeuge besitzen eine Energiedichte, die im Vergleich zu konventionellen Batterietechnologien um ein Vielfaches höher ist. Im Brandfall sind diese Batterien nur schwer mit Wasser löschbar. Das größte Entzündungsrisiko besteht allerdings nicht bei einer normalen Palette, die »passiv« im Lager steht, sondern beim Laden der Batterie. Grundsätzlich muss man allerdings sagen, dass Fahrzeuge mit E-Batterien sogar weniger brandgefährlich sind als normale Verbrenner.
Welche Empfehlungen oder auch Vorschriften gibt es derzeit zur Lagerung von Lithium-Ionen-Batterien?
VdS ist hier im Wesentlichen im Bereich des anlagentechnischen Brandschutzes unterwegs. In der VdS 3856 zum »Sprinklerschutz von Lithium-Batterien« nehmen wir eine grundsätzliche Einstufung der Lithium-Ionen-Technologie vor und geben Hinweise zur Lagerung von Lithium-Batterien. Das Technical Bulletin CEA 4001-TB-003 zu Lithium-Ionen-Batterien, an dem wir mitgewirkt haben, beinhaltet ebenfalls grundlegende Richtlinien zum Sprinklerschutz. Die dortigen Kriterien für den Sprinklerschutz spiegeln den Forschungs- und Auslegungsstand von 2022 wider. In dieses Bulletin haben sich Fehler eingeschlichen und es ist eine Überarbeitung geplant. Anschließend wird der VdS eine deutsche Version mit Ergänzungen herausgeben. Darüber hinaus können sich Unternehmen an den Hinweisen in den Datenblättern des US-amerikanisches Industriesachversicherungsunternehmen FM Global orientieren.
In den akkreditierten Laboratorien von VdS werden Komponenten auf Herz und Nieren geprüft. (Foto: VdS)
Wo liegen derzeit die Herausforderungen bei der Entwicklung von neuen, aktualisierten Regelwerken?
Hier sehe ich im Wesentlichen zwei Faktoren: Zum einen entwickeln sich die Batterien stetig weiter und Erkenntnisse von vor einigen Jahren sind nicht ohne weiteres auf aktuelle Batterietypen zu übertragen. Außerdem sind viele Versuche nicht veröffentlicht. Sicherlich haben schon alle Automobil- oder Batteriehersteller, aber auch viele Entsorgungsunternehmen eigene Brandversuche durchgeführt. Ein offizieller Austausch der gewonnenen Erkenntnisse und der Lösungsansätze erfolgt allerdings nicht.
Warum engagiert sich VdS als Projektpartner im Innovationslabor für Batterie-Logistik in der E-Mobilität?
Grundsätzlich ist es immer interessant, sich im Bereich der Batterie-Logistik auszutauschen und zu vernetzen. Vorhandenes Wissen kann ausgetauscht, neue Lösungsansätze können diskutiert werden. In den vergangenen Jahren habe ich einige Forschungsprojekte im Bereich Lithium-Ionen-Batterien gesehen, in denen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit dem Thema Löschanlagen auseinandergesetzt haben. Leider entsprachen die Versuche dort oft nicht dem allgemeinen Anspruch an Wirksamkeitsnachweise. Wünschenswert wären gemeinsame Versuche, die im Nachgang der Allgemeinheit zugänglich sind. So ließen sich auch doppelte Versuche vermeiden und Ressourcen sparen.
Wobei können Sie die Forschenden unterstützen?
Im Wesentlichen sehe ich unsere Kompetenz im Bereich der Planung und Bewertung von Brandversuchen bei Wirksamkeitsnachweisen. Darüber hinaus besitzen unsere Laboratorien große Kompetenz im Bereich der Detektion.
VdS mit Sitz in Köln gehört zu den weltweit renommiertesten Institutionen für die Unternehmenssicherheit mit den Schwerpunkten Brandschutz, Security, Naturgefahrenprävention und Cyber-Security. Die Dienstleistungen umfassen Risikobeurteilungen, Prüfungen von Anlagen, Zertifizierungen von Produkten, Firmen und Fachkräften sowie ein breites Bildungsangebot. Das VdS-Gütesiegel genießt einen ausgezeichneten Ruf in Fachkreisen und bei Entscheidern. Weitere Informationen unter www.vds.de.